Positiv. Negativ. Im Minutentakt. Nachrichten. News. Content ...
Nachrichten im Überfluss. TV, Apps, Internet, Videos, Tweets, News-Ticker und natürlich auch die gute alte Zeitung – mittlerweile digital, manchmal auch noch gemütlich analog. All diese Kanäle liefern uns stetig die neuesten Geschichten und News. Ob der Wahrheitsgehalt stimmt, wird zunehmend erst geprüft, nachdem die Info draussen ist. Nachträglich. Für die früher peinliche Zeitungsente scheint man heutzutage eine kleinere Hemmschwelle zu haben – Quak! «Fake News» hat sich in Kürze durch Donald (nein, nicht der aus Entenhausen) zu einem gängigen Begriff etabliert. Der Status und die Bedeutung des «heiligen» Redaktionsschlusses hat sich verwässert. Die Geschichte muss über den «Äther» – auf Teufel komm raus. Jeder will der Erste sein – aus News wird «Newest».
Die Wichtigkeit der News wird durch die vielfältige, breit gestreute Vermittlung eher abgeschwächt, denn intensiviert. Die ständige Wiederholung nutzt die Dringlichkeit der Nachricht ab. Selbst tragische, dramatische Ereignisse verlieren an Gewicht. Unser Gehör wird nicht geschärft, es wird genötigt, vieles zu filtern. Dieser Filter überträgt sich in unseren Alltag. Statt zu hören, überhören wir. Statt zu schauen, glotzen wir. Statt zu fühlen, stumpfen wir ab.
Woran liegt es? An den technischen Möglichkeiten? Haben wir zu viele Kanäle?
Wann ist viel «zu» viel?
Auf der virtuellen Pinnwand …
… nach Berichten über Krieg, Gewalt und Flüchtlingskrise, folgt ein vorgeschlagener Beitrag eines Reisebüros: «Rhodos erleben». Wenig später ein Katzenvideo … eine Anleitung um Schritt für Schritt eine Cake-artige Kalorienbombe zu backen ... DER Weg zum Traumkörper ... Irgendwer hat sein Profilbild aktualisiert …
Tragik und Schmunzeln liegen innerhalb von weniger als fünfzehn Zentimetern Timeline beieinander. Geschichten, mit viel oder wenig Tiefe, werden weggescrollt. Einfach so. Der Finger ist meist schneller im Wegstreichen als das Auge mit lesen. Geschweige denn, das Herz mit begreifen. Es ist eine schnelllebige Zeit, die in kaum überblickbarer Eile Geschichten erzählt. Geschichten, die nur noch in Form von Schlagzeilen oder Tweets aufgenommen werden – aufgenommen werden können. Komprimiert. Häppchenweise. «Mundgerecht». Schlucken, nicht kauen.
In der Kürze liegt die Würze. So sagt man. Kurz und Schnell. Fast Food für den Geist. Wenig Nachhaltigkeit. Schlagzeilenflut. Das Gehirn wird kurz aufgebläht um gleich wieder gesättigt werden zu müssen. Zu wollen?
Viel Schwerverdauliches hat unser Gehirn, unser Verstand, die Seele und das Herz zu verarbeiten. Folgt man allen Kanälen ist man dauernd übersättigt. Sodbrennen im Kopf.
Wir verarbeiten so viel auf einmal, dass die Lösung in der Stille liegt.
Der unbesetzte, weisse Kanal der Stille. Immer frei, immer offen. Kein Klingeln, keine Werbung und keine News. Unsere von Reiz überfluteten, malträtierten Sinne werden sich in der Stille erst unwohl fühlen und nach Farbe oder einem Ton suchen … nach Halt. Sei es nur ein Strohhalm.
Stille kann Angst machen.
Vor allem weil sie ungewohnt ist.
Unbekannt. Vernachlässigt.
Vergessen?
Ist sie aber nicht der Ursprung allen Seins?
In dieser grellen, lauten Zeit ist Stille ein Weg um wieder hinhören zu können.
Hinschauen. Verdauen. Sehen.
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