Leben ist Bewegung.
Stillstand lässt Dinge überwuchern. Rosten. Morsch und träge werden. Einschlafen. Schlummern.
Bewegung hält Dinge am Leben. Es lässt sie blühen und gesunden. Manchmal brauchen Dinge einen Stups. Pflege. Beachtung. Menschen ebenso. Sie brauchen einen Anstoss von aussen, so dass sich das Innen bewegt. Manchmal kommt der Anstoss unerwartet. Unpassend. Erschreckend. Erweckend. Unsanft. Manchmal merkt man selbst nicht, dass man schon Flugrost angesetzt hat ... Bewegungen geschehen in Zeitlupe und hier und dort hat schon Moos angesetzt.
Meistens hat diese Trägheit nicht zwingend mit mangelnder körperlicher Bewegung zu tun. Der Geist und die Seele stehen still. Geschehnisse im Alltag vernebeln die Sicht auf Dinge, selbst auf solche, die in Greifweite sind. Man funktioniert irgendwie. Autopilot. Fremdgelebt. Man schaut ohne zu zwinkern. Die Augen sind stumpf. Das Lächeln erhellt nicht mehr das ganze Gesicht. Routine verdrängt Intuition.
Manchmal versteckt man sich gerne mit Absicht unter der kuscheligen, betäubenden Schlummerdecke, die unsichtbar wirkt wie ein Schutzschild vor der kalten Welt. Je länger man es sich aber darunter gemütlich macht, umso mehr verliert man Gefühle für das Aussen. Die Decke ist so nicht ein Rückzug in sich selbst, sondern eine Mauer. Sie schützt nur vermeintlich ... viel mehr isoliert sie. Körper, Seele und Geist schlummern.
Dornröschenschlaf.
Manchmal ist es so wie beim Dornröschen ... Wahre Liebe küsst einem wach, löst den Nebel auf und macht die Dornenspitzen stumpf. Man sieht wieder klar. Das Leben ist aber nur selten ein Märchen. Selten auch ein Ponyhof. Mit diesem Wissen, dieser Überzeugung stellen wir uns aber selbst ein Bein. Es ist geprägtes Wissen – zugeflüstert, geschrien oder mit nachdenklichem Blick und ruhender Hand auf der Schulter zugesprochen. Es sind Worte der Gesellschaft, die die Masse schablonisieren. Vermittelt von Intellekt zu Intellekt, nicht von Herz zu Herz.
Warum kann das Leben kein Märchen sein?
In den Erzählungen brauchen die Helden auch Gegenspieler, wie die böse Hexe, den gefrässigen Wolf oder den hinterlisten Kobold, um Siegen zu können. Herausforderungen stellen sich im realen Leben in anderer Form. Manchmal stehen aber Hexen, Wölfe, Vampire und all die anderen Wesen als Metaphern für diese täglichen Herausforderungen. Vielleicht ist der Triumph über diese «Intriganten», die in der Beziehung, im Job und im Alltag in mannigfacher Form lauern, unser Weg, selbst zum Helden zu werden. Ein Held definiert sich nicht nur durch den Triumph der nach Aussen, für alle sichtbar, wirkt, sondern viel mehr durch den Sieg über sich selbst. In sich selbst.
Schlummer ist natürlich auch schön. Wichtig. Erholsam. Reinigend.
Richtig angewendet können Körper, Seele, Geist zur Ruhe kommen. Man kann sich selber finden, wenn man sich temporär verloren hat. Mit der Auszeit für sich selbst können sich neue Ansichten bilden und Türen öffnen. Wenn der Schlummer aber zu lange dauert, verwandelt er sich in Schlaf. Daraus zu erwachen kann dauern. Und je tiefer man wegdriftet, umso träger wacht man daraus auf. Oder man muss geweckt werden ... im besten Fall mit einem Kuss. Im ungünstigeren Fall wird man wachgerüttelt.
Powernap für Geist und Seele sind so wichtig wie das Powernap an und für sich. Zur Ruhe kommen, um Kraft zu gewinnen. Überall in der Natur ist dieser Prozess sichtbar. Bei Pflanzen wie bei Tieren. Diesem naturgegebenen Instinkt zu folgen, kann für uns Menschen dementsprechend nur förderlich sein.
Erwachen in einer Gesellschaft, die uns durch «Schlaflieder» gern in sicherem Schlummer wiegt, ist nicht einfach. Ein Wecker, der uns immer wieder daran erinnert, nicht im Wachzustand zu schlafen, kann viele Gestalten haben. Ein lieber Mensch, Freunde, ein vierbeiniger Begleiter, ein Song, ein Motto, ein Mantra, ein Licht ...
Decke weg. Augen auf.
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