Unsichtbar.

Leere Strassen. Volle Häuser.

Beschleunigte Entschleunigung ...

 

In der «Zeit der Krone» werden Abhängigkeiten sichtbar und Menschen unsichtbar. Wir erleben, dass unser Handeln und Wirken auf ein Minimum reduziert werden kann. Dezimiert. Viele unserer selbstverständlichen Alltäglichkeiten werden aufgehoben. Veranstaltungen werden abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Das soziale Gefüge und die Wirtschaft fällt in sich zusammen ... die Risse waren schon lange sichtbar.

 

Zu erleben, wie ein Ereignis die Welt in allen Regionen, über alle Grenzen, in allen Kulturen, Regierungshäusern, Haushalten und allen Köpfen erreicht, ist sehr speziell ... um es harmlos auszudrücken. Es verändert alles. Schon nur die für alle relativ kurz erlebte «neue» Zeit, kündet an, dass nichts mehr sein wird wie es war. Wie nachhaltig die «Zeit der Krone» unsere Gesellschaft infizieren wird, zeichnet sich schon jetzt immer mehr ab ...

 

Für viele Menschen ist es unsichtbar und noch nicht greifbar, was gerade abläuft ... wir befinden uns gerade beim Szenenwechsel einer Theateraufführung ... hinter dem Vorhang wird ein neues Bühnenbild erstellt. Wir haben schon geweint, gelacht, wurden überrascht,  haben applaudiert ... und nun hoffen wir darauf, dass die Geschichte unserer Gesellschaft noch mehrere Akte auf Lager hat ... trotz der Umstände. Die Meisten hoffen auf ein Happy-End ... andere vielleicht nur auf eine Ende, wie es auch immer ausfallen möge.

 

Prominente posten in den Social Media-Kanälen Quarantäne-Stories direkt aus dem Whirlpool, umgeben von ihrem oft palastähnlichen Zuhause ... während fünfköpfige Familien in 3-Zimmerwohnungen ohne Balkon die Isolation erleben. Die ohnehin schon breit offene Schere der sozialen Schichten weitet sich noch mehr. Während Solidarität zur Selbstdarstellung wird, verbreitet sich die Angst in der Bevölkerung mit jedem Tag der Ungewissheit.

 

Eine Krone (lateinisch corona) ist Ausdruck von Macht und Würde sowie Symbol für Herrschaft über ein bestimmtes Volk oder ein Territorium. Was der Virus anrichtet (oder mit ihm angerichtet wird ...), entspricht dem wikipedia-Beschrieb ziemlich genau. Wird dieses Ereignis weltweit für eine neue Regentschaft stehen? Wer wird sich die Krone aufsetzen ...?

 

Grosskonzerne profitieren von der Krise, während Kleinunternehmen kurz vor dem Untergang stehen, oder sich diesem schon ergeben mussten. Im Kleinen wie im Grossen wird dieser Frühling unsere Welt nachhaltig prägen. Verblühen. Blühen.

 

Tage strecken sich ... Zeit wie wir sie kennen hat nicht mehr die gleiche Relevanz. Die Uhr zeigt nur noch Zahlen an und wurde innert Tagen zum Relikt. Ein Messinstrument. Zeit ist kostbar als Gefühl. In der Arbeitswelt wurde sie innerhalb einer Woche wertlos. Zwischenmenschliche Beziehungen werden Opfer der Isolation, die immer mehr im Kopf als in Gebäuden geschieht.

 

Unsichtbar. Isoliert. Für viele Menschen ein angenehmer und ersehnter Zustand, wenn auch unter diesen Umständen herbeigeführt. Bald wird der Vorhang wieder aufgehen und der nächste Akt beginnt. Wir werden wieder alle mitmachen dürfen. Wer aber bleibt im Schatten, wer steht ins Licht? Freiwillig? Unfreiwillig?

 

Um bei der Metapher zu bleiben ...

Auch wenn es sich nicht ziemt, während einem Szenenwechsel zu stören, ist es gerade jetzt angebracht, hinter den Vorhang zu schauen. Wir wollen eine Welt, in der wir alle eine Rolle spielen und nicht nur Zuschauer sind ... 

 

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