OMNIPRÄSENT.

«Wir kamen aus einer Zeit mit einer hohen Meinung von etwas, das wir ‹Privatsphäre› nannten. Wir gaben sie auf. Das Ich war nicht länger schützbar. Wir atmeten durch, wenn wir unsere Häuser verliessen, von Kameras beobachtet, von unseren Geräten belauscht.» Roger Willemsen (aus «Wer wir waren»)

 

Im Gespräch über Gott und die Welt und alles was so dazwischen passiert, reagiert Siri, die künstlich-intelligente Assistentin des iPhones, beim Stichwort «Verschwörungstheorie» mit: «Wie kann ich helfen?» Nach dem von Kopfschütteln begleiteten Wegklicken und der nachträglich bewussten Nachfrage «Hey Siri», kommt keine Reaktion mehr von der Stimme aus dem Smartphone. Ob es nur ein zufälliger digitaler Verhörer war, weil sich «Theorie» mit nicht so viel Phantasie auch nach «Hey Siri» anhört, oder nicht, kann man so mal stehen lassen.

 

Unzählige Gespräche, genau genommen alle, streifen eher früher als später das Thema Corona. Die «Krone» dominiert die ganze Welt. Scheinbar unaufhaltsam und nachhaltig. Omnipräsent. Lockerungen hin oder her, die Krone steckt noch immer festgetackert auf allen Häuptern. Ob man Nachrichten hört oder nur Gesprächsfetzen von Passanten aufschnappt, überall wird über Massnahmen, Impfungen, Infektion, Abstand halten und vieles mehr diskutiert.

 

Völlig benebelt von Isolation und Quarantäne wird die Menschheit erneut durchgeschüttelt. Die Unruhen in den USA verbreiten sich immer weiter ... in den Strassen aber vor allem in den Herzen der Menschen. Hilfeschreie nach Solidarität und Gleichberechtigung, der endgültigen Aufhebung von Rassismus und Ungerechtigkeit werden immer lauter. Die seit Ewigkeiten herrschenden Missstände zeigen sich den von der Kronenzeit ermüdeten Menschen immer klarer. Der Schleier der Ignoranz beginnt sich in allen Schichten zu lüften.

 

Einer Statistik nach besitzen etwa 62 % der Weltbevölkerung Mobil- oder Smartphones. Omnipräsent. Durch den Besitz des digitalen Begleiters werden normale Bürger und Passanten zu Reportern. Kaum ein Ereignis, welches nicht digital festgehalten wird. Ebenfalls an kulturellen Anlässen wie Konzerten schauen vielmals mehr Kameralinsen als Augen auf das Geschehen ... Hauptsache die Szene ist im Kasten. Oder etwas moderner: in der Cloud. Ist sie aber auch in der Erinnerung?

 

Wird uns das Jahr 2020 nachhaltig verändern?

Berühren uns die Ereignisse auch jenseits der Bildschirme? Rücken sie uns zusammen? Verbinden sie, was nie getrennt gewesen sein sollte? Wie lange wird die geforderte Distanz eingehalten? Braucht es Berührung um zu empfinden, um zu fühlen? Werden die Masken fallen? Werden sich Herzen öffnen?

 

Die Krone hat nicht nur Atemwege befallen, sondern hat die ganze Gesellschaft infiziert. Weltweit. Was wäre, wenn man ein positives Thema so viral verbreiten könnte, wie sich das C-Virus verbreitet hat? Was wäre, wenn monatelang nur von Liebe und Frieden gesprochen würde? Was wäre, wenn Liebe, Güte und Einigkeit in allen Alltags- und Amtshandlungen stecken würde? Wenn neu konditionierte Abläufe wie Distanz einhalten und Hände desinfizieren so selbstverständlich werden können, kann es auch ein Lächeln und ein nettes Wort ...?

 

Was, wenn plötzlich Liebe omnipräsent wäre?

Was würde das in kurzer Zeit aus unserer Gesellschaft machen?

Kann Liebe auch ansteckend sein? Wird Liebe verstanden? Braucht es auch Informationsblätter und Aufklärung von einem Bundesamt um Liebe zu begreifen und mit ihr umgehen zu können? Braucht es Statistiken und Zahlen, um Liebe in unserer Gesellschaft zu erkennen ...?

 

«The power of love

A force from above

Cleaning my soul

Flame on burn desire

Love with tongues of fire

Purge the soul

Make love your goal» Frankie goes to Hollywood, The Power of Love

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