Quartierstrassen. Schöne Blumen. Alles grünt und blüht. Die Vögel zwitschern.
Ein schöner Arbeitsweg durch die Rückseite der Stadt.
«Hallo!?»
«Hallooo...!?»
Hinter einem Holzgartenzaun und vielen hochgewachsenen Pflanzen entdecke ich hellblond gelockte Haare, die ganz offensichtlich zu der niedlichen Stimme gehören.
«Hallooooo...!»
Beim Hauseingang, steht ein kleines, etwa zweijähriges Mädchen in einem Sommerröckchen. Sie grüsst mich strahlend und winkt mir zu, geradeso, als hätte sie meine Ankunft erwartet. Ich winke ihr ebenfalls zu und schicke ihr ebenso manches «Hallo! Hallo! Hallo!». Ich laufe weiter mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem geweiteten Herzen.
Es ist unvergleichlich zu erleben, wie Kinderaugen die Welt sehen. So als wäre alles mit einem Zauber versehen. Magisch. Bunt. Strahlend. Rein und unschuldig. Unvoreingenommen werten Kinder weder Aussehen, Herkunft noch Alter. Frei von Prägungen der Erziehung und den schablonenartigen Auflagen der hohen Instanzen, sehen sie die Welt wie sie ist. Durch ihre Augen können wir sehen, was sein könnte ... was ist.
Wenn sich Politik und Gesellschaft in Abkommen, Gesetzen und Massnahmen verlieren, alles möglichst unverständlich komplex forumulieren, um alle Eventualitäten und Schlupflöcher offen zu halten, wird all das von einem Kinderlachen aufgehoben. Einfach so. So einfach. Sei es auch nur für einen Moment, aber es funktioniert.
Mit bester Absicht werden Kinder von Erwachsenen mit eigenen Erlebnissen und Prägungen erzogen ... verzogen. Weitergeben was bereits vorher schon mehr als einmal weitergegeben wurde. Recyclete Tatsachen, deren anhaftender Rost als Dekoration missinterpretiert wird. An Erwachsenen bleibt Erziehung hartnäckig kleben wie Honig. Ebenso klebrig bleiben «pädagogisch wertvolle» Aussagen haften. Ein Leben lang. Ausser, man ist bereit den Honig abzuschütteln ... oder zumindest die vergorenen Teile davon.
«Einen Erwachsenen nennt man jenes Krüppelwesen, das in einer entzauberten Welt so genannter Tatsachen existiert.» Michael Ende, aus Momo
Die Erwachsenen sind so bedacht darauf, Kinder zu lehren, sodass sie vergessen, von ihnen zu lernen.
Wie in Garn verwickelt, sind Gedankengänge der Erwachsenenwelt zäh und verheddern sich in Routine und Gewohnheit. Der Morgen soll den Feierabend bringen, die Woche das Wochende – in der Zwischenzeit soll nur so viel passieren, was auch erträglich ist und nicht den Alltag durcheinander bringt.
Lieber mit Scheuklappen durch die Welt schleichen um vom Stalldrang getrieben zum Hafer zu gelangen, als zügellos durch grüne Weiden galoppieren und die Nacht erwarten um eine Sternschnuppe zu sehen ... Die Freiheit eines Kinderherzens zu bewahren ist einer der grössten Schätze überhaupt. Wer sich mit Tieren und Kindern umgibt, kann sich dieses wichtige Herzstück erhalten und sich mit dieser reinen, friedlichen Energie aufladen.
Viele wandeln betäubt und verloren in den endlosen Winkeln der Erwachsenenwelt wo nur Mauern oder Zäune zu stehen scheinen. Die Zäune kann man einreissen, die Mauern, so hoch sie auch sein mögen, einstürzen lassen. Dazu braucht es keine Werkzeuge, nur das Licht eines Kinderherzen ...
«Ein grosser Mensch ist, wer sein Kinderherz nicht verliert.» Mengzi, chinesischer Philosoph
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