Ausnahmsweise gibt es hier nicht einen Blog-Artikel, sondern eine in die Mundart übertragene Erzählung. Im Original erzählt der alte Indianer Seskateh seinem Enkel Tahuameh von den zwei Wölfen, in der Mundart-Version, ist es der Schäfer Arthur ...
Dr alt Schäfer Arthur u sy Grossbueb Ben, höckle zäme voremne Lagerfüür, nid wit wäg vo sire Alphütte. Dr Arthur, vo vielne, herte Winter zeichnet, isch ä weise Maa. Schneewyssi Haar une stattleche Bart umrahme sis faltige, vo dr Sunne gärbte Gsicht. Dr Ben isch vor churzem gad ersch Sibni worde. Är verehrt sy Grossvater, sit är cha denke. Är überchunt nid gnue vo dä viele Gschichte wo dä alt Maa erläbt u ds verzelle het.
Ä Zit lang luege die beide ohni öpis z’säge i ds Füür u de läbhafte Flamme bim tanze zue. Nacheme Wili isches am Ben glich ä chli z’ruhig, nume am Knischtere vom brennende Holz zuezlose. Är fragt dr Grossvater nachere Gschicht. Das fröit dr Arthur sichtlech. Är lehnt sech zrügg u fat afah verzelle ...
«I dim Läbe wird dir so einiges passiere u du wirsch viel erläbe, Ben. Aber weisch, alls, was dir passiert, chunt us dim Härz. Weisch, i dim Härz läbe nämlech zwe Wölf.
Dr eint Wolf, isch dr Wolf vo dr Dunkelheit, vo dä Ängscht, vom Misstroue u dr pure Verzwiflig. Är bringt dir bösi Tröim, viel Leid u Schmärz.
Dr ander Wolf, isch dr Wolf vom Liecht, vo dr Hoffnig, dr Läbensfröid u vo dr Liebi. Är bringt dir gueti Tröim, schenkt dir Muet u Hoffnig. Är zeigt dir dr rächt Wäg u git dir weise Rat.»
Dr Ben luegt sy Grossvater mit grosse Ouge a.
Arthur wartet ä chli, seit nüt, aber leit sim Grossbueb d’Hand uf d’Schultere. Ganz ungeduldig dränglet dr chli Bueb: «Verzell witer, Grosspapi. Was isch de mit däne Wölf i mim Härz? Was mache sie!?»
Dr Arthur nickt fasch unmerklech u verzellt witer ...
«Beidi Wölf kämpfe mitenand. Anduurend. Sie luure sech uf, fletsche mit dä Zähn u chnurre sech a. Sie gö sech gägesitig a d’Chele, so lang bis eine vo beidne chraftlos ds Bode geit. Aber weisch, sie chöne nid stärbe. Äs sy nämlech kener gwöhnleche Wölf. Ging wieder, Nacht für Nacht u Tag für Tag, erwache sie zu nöiem Läbe u vö vo vore a. Immer wieder. Immer wieder. Sie chöme nie zur Rueh.»
Dr alt Maa seit wieder äs Wili nüt. Dr Ben cha die Spannig fasch nid ertrage: «Wele Wolf gwinnt?», fragt är ungeduldig u ganz erwartigsvoll. «Säg Grosspapi, säg! Wele Wolf gwinnt?»
Dr Arthur lächlet u nimmt dr Ben fescht i d’Arme. «Dä Wolf, wo du fuetterisch.»
I d’Mundart übertrage vom Jwan Reber. Nach dr Erzählig «Die zwei Wölfe» vo Marcel Offermann.
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Marlis Ammann (Mittwoch, 23 Dezember 2020 19:13)
E schöni Gschicht � und so passend für üsi Zyt!
Jwan Reber (Montag, 28 Dezember 2020 07:29)
Danke vielmal!!!