Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass sich unsere Gesellschaft auf diese Weise verändern könnte? In so kurzer Zeit. Für viele war das Ereignis und seine Konsequenzen, die unseren Alltag seither Stück um Stück infiltriert haben, unerwartet. Für wenige war es nicht überraschend, dass sich etwas ändern würde, ändern musste ... in welcher Form dies sein würde, war so aber nicht abzusehen.
Die sogenannten Schutzkonzepte des Staates, bzw. des BAG, gegen den C-Virus, überbieten sich oft selbst mit ihrer Absurdität. Der Bundesrat macht Hinhaltetaktik zum Sport. Restaurants, die sich seit Beginn der Krise mit riesigem Aufwand und hohen Kosten an die Vorschriften halten, werden immer wieder aufs Neue geschlossen. Ebenso Einkaufsläden, die Güter des nicht-täglichen Bedarfs anbieten. Mit all diesen Massnahmen soll die Zahl der zwischenmenschlichen Kontakte reduziert werden.
Das funktioniert gut.
Die braven und ängstlich hingezüchteten Bürger folgen treu den Verordnungen. Leben nach Zahlen. Menschen warten ab und ziehen sich zurück. Es ist ja für alle so. Früher prallvolle Agenden sind nun leer und weisen auf keinen Anlass hin. Kein Konzert. Kein Candlelight-Dinner. Kein Kinobesuch. Nichts.
Gerade Menschen, die Berufe und Jobs ausüben, die mental und körperlich so einnehmend sind, dass sie mit einem bunten Freizeitprogramm ihre Balance finden, müssen erfinderisch werden. Was tun, wenn nichts ist? Wurde unser Leben zu lange und zu intensiv durch das Aussen stimuliert? War Unterhaltung schon länger eine Abhängigkeit? Wo geht man hin, wenn sich neutraler Boden in Ödnis verwandelt?
Tatsächlich wird uns auf allen medialen Kanälen mit der sogenannte «Krise» vieles aufgezeigt, aber selten, dass sie auch eine «Chance» sein könnte.
Durch das ausbleibende Angebot der Unterhaltungsindustrie, werden viele Menschen gezwungen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Mit dem Innen. Viele erschrecken wegen dem was da ist, oder eben nicht ist. Sie suchen verzweifelt nach Ablenkung. Da Unterhaltung reduziert oder fast nicht vorhanden ist, flüchten sich viele in digitale Welten. Wenn man dort genug Zeit verbringt, ist dann hier bei uns irgendwann wieder alles normal? Doch, will man das wirklich abwarten ...? Und was ist «normal»?
Egal ob man die Massnahmen gut oder schlecht findet – sie sind da und wir leben seit einem Jahr damit. Wie lange dauert es noch? Das kann zurzeit wohl niemand sagen. Wie nötig all die Einschränkungen noch sind, auch nicht. Eine eigene Meinung zu haben ist in diesen Zeiten schwierig geworden. Wenn sie noch kritisch ist, erst recht. Wenn sie nicht der Masse oder der stattlichen Schablone entspricht, kann es sein, dass man selbst im Bekanntenkreis angefeindet wird.
Es ist eine konfuse, verwirrende Zeit.
Sie stachelt Menschen an. In jedwelcher Form. Einige werden mit dem von vergangenen Monaten vernebelten Verstand, zu selbsternannten Gesetzeshütern. Sie meinen Leute zu schützen, in dem sie sie verpfeifen. Wieder andere werden unbeeinflusst, aber motiviert von der Krise zu Leuchttürmen, und bieten ihre Hilfe an, wo sie gebraucht wird.
Die Kronen-Zeit ist eine Ausnahmesituation. Es verändert die Menschen und ihr Verhalten.
Psychische Probleme häufen sich. Frohnaturen werden Kultur- und Zukunftspessimisten. Freundschaften zersplittern, da ihr Klebstoff aus Unterhaltung bestand. Wiederum finden sich Fremde und schütten sich ihr Herz aus, sei es auch nur für den einen Moment.
Es hat sich vieles verändert.
Vertrautes wurde fremd. Fremdes vertraut. Grenzen wurden Mauern. Umarmungen wichen der Ghettofaust. Empfehlungen wurden Gesetz. Schutz wurde Zwang. Freiheit wurde erst jetzt begriffen ...
Irgendwie sind wir Gestrandete ...
Möglicherweise haben wir noch nicht bemerkt, dass die Insel nicht nur aus Strand besteht. Vielleicht haben wir uns noch nicht getraut, den Ort zu erkunden. Wir schauen auf den Horizont und warten auf ein Schiff, eine Flaschenpost, ein Flugzeug oder sonst irgendein Zeichen. Im Herzen der Insel gäbe es noch vieles zu entdecken. Warum schauen wir nicht einfach, was dort liegt ... vielleicht eine Truhe? Ein Schatz? Nicht gefüllt mit Gold und Juwelen, sondern mit Wissen. Erkenntnis.
Unser Leben ist JETZT.
Wir können es uns auf der Insel gemütlich machen und die Beine strecken. Abwarten. Vielleicht kommt ein Schiff. Irgendwann. Wenn wir aber alle anpacken und erkennen, dass wir gemeinsam ein Floss bauen könnten, dann stehen uns alle Wege offen – die Weite des Meeres.
«Ein Schiff im Hafen ist sicher, doch dafür werden Schiffe nicht gebaut». John Augustus Shedd
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