Diebin.

Äs isch wie hüt amene Mittwuch gsi, wo sech d‘Diebin het entschiede, nümme z‘stähle. Nie meh.

Sie hätti sech derfür ou amene Zischtig oder Donnschtig, oder a eim vo dä übrige Täg chöne entscheide. 
Dr Mittwuch het sie aber passend dünkt. Nid am Afang u nid am Ändi, sondern schön i dr Mitti – am perfekte
Tag. D‘Diebin het churz nache dänkt u het sech gfragt, öb nid eigentlech dr Donnschtig gnau i d‘Mitti vo dr Wuche fallt ..?! Hmm ...!? Da sie sowieso a jedem Tag – ou am Sunntig – unterwägs isch, het sie dä Gedanke so schnäll la zieh, wie dr Drang zum Stähle. Sie hoffet innigscht, dass sie däm Drang cha nahgäh. Sie wünscht sechs vo ganzem Härze. D‘Tatsach, dass sie ihres Läbe lang ä Diebin sött sy, missfallt ihre nämlech scho sit langem. Äs isch gnue, dass sie ihres bishärige Läbe nume mit stähle het verbracht. Das längt.

 

Scho sit sie ganz chli isch, isch sie ä Diebin. Äs isch ihre i d‘Wiege gleit worde. Sie kennt nüd anders. Sie muess eifach stähle. Eigentlech isches gnau gno sogar ihre Job, we mä das so cha nenne. Besser gseit, ihre Ufgab. No träffender isch aber sogar: äs isch ihre Bestimmig. Sie isch nid die einzigi Diebin. Äs git unzähligi wie sie. Aber sie ghört zu dä Beschte. Das isch ou dr Grund werum, dass sie dä läbensverändernd Entscheid, das Läbe hinder sech z‘la, für sich bhaltet. Vorerscht.

 

D‘Diebin huscht über d‘Dächer vo dr Stadt. Wie scho so mengisch, we sie uf Büütejagd isch gsi. Sanfti Schneeflocke tanze um jede vo ihrne Schritte. Anere Fenschterfront blibt sie stah u betrachtet ihres Spiegelbild. Stellt mä sech so ä Diebin vor? Gits da dervo überhoupt äs passends Profil? Ä Maske unes Brächyse? Nei. Hüt sy 
Diebe viel eleganter u chöme ender gschniglet im Azug drhär. I dr Regel wärde sy immer unschinbarer u klaue ging wie meh ou numeno digital. D‘Händ wärde hützutags weniger dräckig, als ds Gwüsse ... we das dr moralisch Kompass überhoupt zuelaht. Süsch würde mä ja nid stähle. Wie ou immer mä sech ä Diebin vorstellt; sie muess ihres hübsche Gsicht nid hinderere Maske oder underere Kapuze verstecke. Nid will sie nid wott erchennt wärde, sondern will sälbscht die modernschte Überwachigskameras sie schlicht nid chöne erfasse.

 

Mittlerwile isch dr Tag vo dr Nacht abglöst worde. D‘Wiehnachtsbelüchtig wo überall blinket u strahlt, toucht die ganzi Stadt ine Liechtchegel. Die fiine Flöckli hei sech zwüschezitlech i stattlechi Flocke verwandlet. Us dr Vogelperspektive gseht d‘Stadt gad us, als hetti mä ä überdimensionali Schneechugle gschüttlet. D‘Diebin isch i Gedanke versunke ... we sie wett afah zele, wie vieli Mensche das sie scho bestohle het. Unmöglech. Äs sie unzählegi gsi. Sie het ou während dä Fiirtäg ke Rücksicht gno. Im Gägeteil. Gad Wiehnachte isch d‘Zit, wo sie usem Volle het chöne schöpfe. Ds Diebesguet ghört zu dä wärtvollschte Güeter uf däre Wält. Einersits sehr fragil u anderersits unverwüeschtlech – äs chunt druf a, wäm dases ghört. D‘Diebin cha sech a jedes Gsicht vo däne unendlech viele Mensche erinnere, wo sie bestohle het. Sie hets nid nume vo dä Riiche gno sondern ou vo dä Ärmschte. Vo Chind, Chranke, Schwangere, Witwe, vo einsame u alte Mensche. Sie het überhoupt ke Moral u keni Skrupel gha. So isch sie usbildet worde. So het sies gmacht. Bis zu däm gschichtsträchtige Mittwuch. Truurigkeit vo dä Mensche, wo sie bestohle het, het sie nüme lenger chöne ertrage ... ou nid die unzählige Läbe, wo sie mit ihrem Roub beyflusst u veränderet het.

 

Itz faht äs nöis Kapitel a. Itz isches a dr Zit zrügg z‘gä. U äs isch a dr Zit azfah. Hüt. Itz gad.

D‘Diebin het wäder müesse schliiche no bsundrig lieslig sy. Sie het sech wäder müesse verstecke, no i dä 
Schatte bewege. Sie het ihre Diebestoure nid im Schutz vo dr Nacht müesse plane. Wäder bschlossni Türe, no die beschte Sicherheitssyschtem hei sie chöne ufhalte u vo ihrem Vorhabe abbringe. Gwüssi Mensche hei mengisch äs liechts Tschuudere gpürt, äs Unwohlsy, we sie ihne isch i d‘Nechi cho ... aber gseh het sie nie öpper. Aber denn we d‘Diebin das koschtbare Stück, diräkt us dä Härze ergriffe u gstohle het, isch i d‘Mensche öpis passiert. Ä chum sichtbari Veränderig im Gsicht, i dä Ouge ... öpis isch ermattet. Öpis isch broche. D‘Seele isch erschütteret worde. Äs sy ging nume chlini Stückli gsi, wo d‘Diebin het gstohle. Aber immer wieder. 
Chlini Liechter. Immer i Momente, wo die Liechter so wichtig sy ...

 

Sie isch ä Meischterin gsi i ihrem Handwärk. Jahrhundertelang. Aber itz wott sie erläbe u gseh, was sie bewürkt, we sie die chline Schätz – die chline Liechter – wieder zrügg bringt u sanft i d‘Härze vo dä Mensche leit. Die Liechter ghöre nämlech zu eim vo dä koschtbarschte u chraftvollschte Gfüehl überhoupt ...

 

... HOFFNIG.

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Kommentare: 2
  • #1

    Z Gotti usem Wallis (Samstag, 06 Dezember 2025 12:51)

    Sehr Schöni Gschicht Jwan lg

  • #2

    Jwan Reber (Samstag, 06 Dezember 2025 17:28)

    Juhu zäme. Daaanke vielmal!!! Häbet ä schöni Adventszit! Liebi Grüess. J&M&E