SCHMETTERLINGSEFFEKT.

Heute ist ein schöner Frühlingstag. Wolkenlos. Beinahe. Nur ein paar wenige, blasse Wolkenfetzen zieren an einigen Stellen den Himmel. Fast so als wäre Petrus die blaue Farbe ausgegangen, als er heute das Wetter gemalt hat.

 

Die Leute zieht es auf die Strasse. In der Stadt sind viele Menschen unterwegs. Sie sitzen auf Mauern oder lehnen sich irgendwo an. Sie stehen herum. Reden. Essen. Einen Steinwurf von dieser Szenerie entfernt, warten zusammengeklappte Tische auf den leeren Terrassen der Restaurants vergeblich auf Gäste.

 

Die Gesellschaft verändert sich zurzeit in Schüben. Stillstand. Übersicht verschaffen. Anpassen. Stillstand. Rückschritt. Antrieb. Während diesen Veränderungen ist es nicht einfach Schritt zu halten. Manchen gelingt dies besser, anderen weniger gut. Einige treibt die Veränderung voran, viele bremst es aus. Wenn wir einen Weg finden gemeinsam auf Augenhöhe zu kommen, gehen wir irgendwann sogar Hand in Hand.

 

Während der Frühling vieles bewegt und spriessen lässt, scheinen viele Menschen dabei zu ermatten. Zurzeit scheint es so, dass viele müde sind. Ausgelaugt. Sicher lässt ein Winter einige Menschen grundsätzlich etwas saftlos und grau zurück. Den Frühling können die Meisten dann jeweils kaum erwarten. Aber das noch immer junge Jahr, das von Tag zu Tag mehr aufblüht, zeigt gleichzeitig die Spuren, die das vergangene hinterlassen hat ...

 

«Wie wird man zum Schmetterling? Du musst so sehr fliegen wollen, dass du bereit bist deine Existenz als Raupe aufzugeben!» Trina Paulus

 

Resignation. Wut. Lethargie. Angst. Misstrauen ... das letzte Jahr hat viele Gefühlszustände definiert, die sich nicht alle aufzählen lassen, aber eines der bedauerlichsten und gleichermassen heimtückischsten ist: Gleichgültigkeit.

 

Durch Enttäuschungen von Erwartungen im Grossen wie im Kleinen, haben sich viele Menschen in sich selbst zurückgezogen. Gleichgültig lassen sie geschehen – es wird ja irgendwann wieder so wie es war oder dann halt anders. Besser? Schlechter? Egal. Man sitzt die Zeit ab und wartet. Wenn man bei einem Gewitter im Unterstand wartet bis es vorbei ist, bleibt man zwar trocken, verpasst aber vielleicht, dass es gerade der kühle Wind und die Regentropfen sind, die einem plötzlich Lächeln lassen ...

 

«Chaos ist das Wort, das wir für eine Ordnung erfunden haben, die wir nicht verstehen». Henry Miller

 

Der Schmetterlingseffekt beschreibt die Unvorhersehbarkeit.

Die Aussage stammt von dem US-Meteorologen Edward N. Lorenz: «Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?» Dieser sogenannte Schmetterlingseffekt beschreibt, was Chaos in der Wissenschaft bedeutet: Winzige Ursachen können so grosse Auswirkungen nach sich ziehen, dass Vorhersagen für die zeitliche Entwicklung von Systemen nahezu unmöglich werden.

 

Wenn wir die Chaostheorie auf unsere Gesellschaft übertragen, ist es höchste Zeit, sich zu bewegen. Wenn ein Schmetterling, das Wetter beeinflussen kann, was könnten wir tun ...? Wenn plötzlich ein ganzes Land von Herzen lächeln würde, was würde geschehen? Wenn wir bedingungslos lieben, was würde aus Hass werden? Wenn wir dem Leben vertrauen, was könnte sich verändern ...?

 

Wenn wir jetzt ...

 

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