Wenn die Agenda voller Termine ist, ist der Kopf gleichermassen voll?
Voll von Geschehnissen, die zwar eingetragen aber noch nicht passiert sind? Was macht das mit den Gedanken? Man durchdenkt Dinge und Momente, die in naher oder ferner Zukunft liegen. Denkt man sie richtig? Oder kommt alles einfach anders? Lässt sich der Termin dann überhaupt verwirklichen? Wird er aus etwelchen Gründen abgesagt? Wegen dem Wetter? Von einem selbst? Vom Gegenüber?
Warum dann Gedanken machen?
Auch, wenn sich spirituelle Lehren in vielem unterscheiden, in einem Punkt sind sich alle einig: Lebe im JETZT.
Lebe den Moment.
Heisst das denn, dass man gar keine Agenda zu führen braucht und einfach alles geschehen lassen kann? Gerade so, wie es kommt? Unsere gesellschaftliche Struktur verlangt von uns aber Abmachungen und Termine einzuhalten und gewisse Dinge zu planen. Pünktlich sein wird mit Respekt und Höflichkeit gleichgesetzt. Viele dieser Prägungen bestimmen unser Leben und beschleunigen es und lösen dabei Stress aus. «Ich muss um 15.00 Uhr dort sein und dann gleich weiter zum nächsten Termin ... am Abend habe ich ja dann noch um 19.30 Uhr ... »
So wie Termine unseren Zeitplan bestimmen, schleichen sich unerledigte Dinge in unseren Kopf, verwandeln sich in Gedanken und nisten sich ein. Wie ungebetene Gäste, machen sie sich in unserem Grosshirn breit, fläzen sich hin und knabbern währenddessen, frech wie sie sind, Chips. Sie haben nicht vor zu gehen. Es ist gerade so gemütlich. Diese «Unerledigten-Dinge-Gedanken» fressen nicht nur Chips, sondern sie knabbern auch an vielen wertvollen, hilfreichen und wichtigen Gedanken. Plötzlich vergisst man etwas, dass man sich unbedingt merken wollte. Man hatte doch gerade eben, noch eine gute Idee. Stattdessen ist der Gedanke an den Kauf von Kehrichtsäcken, die man unter keinen Umständen vergessen sollte, omnipräsent.
Stichwort «Kehrichtsäcke».
Das passt doch ganz gut. Eigentlich gar kein schlechter, sonder ein ganz guter Gedanke. Vielleicht sollte man diesen Gedanken weiterspinnen und verwandeln.
Ausmisten.
Einpacken.
Entsorgen.
Nicht nur in der physischen Welt sondern auch in unserem Kopf.
Kehrichtsack auf und los geht’s. Was schwirrt da alles rum? Die unerledigten-Dinge-Chips-Fresser hatten wir schon. Dann sind da noch Erinnerungsfetzen, die schon völlig farblos sind. Zukunftssplitter, die zusammen noch kein Bild ergeben. Staubpartikel von Sinneseindrücken, die unseren Thalamus in Beschlag nehmen. Unzählige Krümel von diesem und jenem, die in unserem Grosshirn verteilt sind. Und da gibt es noch vieles mehr. Jeder Mensch füllt seinen Kopf mit anderen Dingen.
Was ist eigentlich ein Krümel genau?
Das Wort Krümel (auch: Brösel) ist ein Diminutiv (Verkleinerung, Verniedlichung) des Begriffs Krume. Eine Krume bezeichnet ein kleines, meist von einem grösseren Ganzen abgebrochenes und unförmiges Stück.
Hm. Somit wissen wir, dass ein Krümel immer ein von einem grösseren Ganzen abgebrochenes Stück ist. Die Frage ist nun, ist es ein Krümel von etwas Grossem und Wichtigem, oder von etwas Grossem aber Unwichtigem? Wer definiert das überhaupt? Eine Autorität, eine Instanz, eine Person die einem nah oder fern ist? Oder kann man es selbst entscheiden?
In jedem Fall ist ein Krümel etwas, das man entsorgt. Man wischt es weg oder verfüttert es Spatzen oder Enten.
Ein Krümel ist immer irgendwie ein Überbleibsel. Sobald man weiss, woher es kommt, kann man es entsorgen. Es schadet aber nicht, zuerst zu schauen, was es denn genau für Krümel sind. Wo kommen sie her? Vielleicht führt ihre Spur zu einem grossen Stück zurück, das genauer betrachtet werden will ...
Sei es mit unzähligen Terminen, die die Agenda bestimmen. Unnütze Gedanken, die den Kopf füllen. Nachrichten, die über Handy-Apps und andere Kanäle zuviel von unserer Aufmerksamkeit abverlangen. Prägungen oder veraltete Ansichten ... Wieviele Krümel man herumliegen lässt, kann man selbst entscheiden. Ob es mit einem einfachen Wisch wieder sauber wird oder mit grossem Aufwand, alleine oder mit Hilfe – das merkt man erst, wenn man die Krümel bemerkt ... und sich ihnen stellt ... so klein sie auch sein mögen.
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Simä (Donnerstag, 23 September 2021 17:20)
Scheeni Gliichig, faszinierendi Gedankägäng.
I perseendlech bi fir d Verwärtig vo Bruuchbarem.. somit kabberä ni die Krümel statt entsorgä..u bi immer wieder überrascht,welä Gschmack i cha interperetierä. De isch uufgruumd und ig satt�.
Gueti Zyt-u wiiterhin villi gueti Gedankä-Simä
Jwan Reber (Freitag, 24 September 2021 16:11)
Danke vielmal.
Viel Früüd u mengi Offebarig bim interpretiere …