Ds Märli vo dr truurige Truurigkeit

Irgendwenn, hani irgendwo das Gschichtli uf Dütsch vo dr Inge Wuthe gfunde. Mi het dünkt, dass sech das uf Mundart o guet würdi mache ...

 

Ufeme stoubige Fäldwäg isch ä chlini Frou ds loufe cho. Sie isch scho ziemlech alt gsi aber ging no liechtfüessig underwägs. Ihres Lächle het no ds frische Strahle vomene unbekümmerete Meitschi gha.

Plötzlech isch sie binere zämeghuurete Gstalt blibe stah u het zuere ache gluegt. Sie het nid viel chöne erchenne. Ds Wäse wo da im Stoub vom Wäg isch ghöcklet, isch fasch körperlos gsi. Äs het ane graui Dechi mit menschleche Konture erinneret.

 

Die chlini Frou het sech ä chli bückt u het gfragt: «Wär bisch de du?»

Zwöi fasch läblosi Ouge hei sie müed agluegt: «Ig? Ig bi d’Truurigkeit». Ganz lieslig u stockend isch die Antwort chum hörbar cho. 

«Ah, d’Truurigkeit!», het die chlini Frou erfreut usgrüeft, gad ä so, als würdi sie ä alti Bekannti begrüesse.

«Du kensch mi...?», het d’Truurigkeit misstrouisch nachegfragt.

«Natürlech kenni di! Immer wieder mal, hesch du mi ä Stück vom Wäg begleitet.»

«Ja, aber... werum flüchtisch du nid vo mir? Hesch de ke Angscht?», het d’Truurigkeit chli misstrouisch nachegfragt.

 

«Werum sötti äch vo dir wägloufe, mini Liebi? Du weisch doch sälber, dass du sowieso jede yholsch, wo vo dir flüchtet! Aber was mi wunderet, wieso gsehsch du so muetlos us?»

«I ... ig bi truurig», het die graui Gstalt mit brüchiger Stimm gseit.

Die alti Frou isch näbe sie häre ghöcklet: «Truurig bisch», het sie gseit u verständnisvoll gnickt. «Verzell mir doch, was dig so bedrückt.»

 

D’Truurigkeit het sech miteme töife Söifzer gfragt, öb ihr tatsächlech öpper wott zuelose?

Z’mengisch het sie sech das scho vergäblech gwünscht.

«Ach, weisch», het sie zögerlech u glichermasse verwundert agfange, «äs isch so, dass mig eifach niemer gärn het. Äs isch halt mini Bestimmig, zu dä Mensche z’ga u ä gwüssi Zit bi ihne z’blibe. Aber we ig zu ihne chume, schrecke sie zrügg. Sie fürchte sech vor mir u miide mig wie d’Pescht.»

 

D’Truurigkeit het schwär gschlückt: «sie hei Sätz erfunde, wo sie ds Gfüehl hei, mi dermit z’verbanne. Sie säge: Papperlapapp, ds Läbe isch heiter ... u derbi entstöh usem falsche Lache, Magechrämpf u Atemnot. Sie säge: Gloobt isch, was hert macht ... u ner überchöme sie Härzschmärze. Sie säge: Mä muess sech nume zämerisse ... u ner gspüre sie das Risse i dä Schultere u im Rügge. Sie säge: nume Schwächlinge gränne ... u die ufgstoute Träne sprengene fasch d’Chöpf. Oder sie betöibe sech mit Alkohol u Droge, so dass sie mi nid müesse gspüre.»

 

«Oh ja», het die alti Frou bestätiget, «söttigi Mensche simer scho mengisch begägnet.»

D’Truurigkeit isch uf das ache no fasch meh i sech zäme gsunke.

«U derbi wotti doch dä Mensche nume hälfe. We ig ganz nach bi ihne bi, chöne sie sech sälber begägne. Ig hilfe ihne derbi, äs Näscht z’boue, um d’Wunde z’pflege. Wär truurig isch, het ä bsunders dünni Huut. Mängs Leid bricht wieder uf wie ä schlächt verheilti Wunde u das tuet sehr weh. Aber nume wär d’Truur zulaht u all die ungrännete Träne grännet, cha siner Wunde würklech heile. Aber d’Mensche wei gar nid, dass ig ihne derbi hilfe. Statt desse schminke sie sech äs grells Lache über d’Narbe oder lege sech ä dicke Panzer us Bitterkeit zue.»

 

D’Truurigkeit het gschwiege. Sie het lislig afah gränne, nume schwach u ner ging wie stercher u ganz verzwiflet. Die chlini, alti Frou het die zämegsunkeni Gstalt tröschtend i d’Arme gno. «Wie weich u sanft sie sech afüehlt», het sie denkt u het das zitternde Bündel zärtlech gstriichlet.

«Tue nume gränne, las use», het sie ar Truurigkeit liebevoll ghüschelet. «Rueh dig us, so dass du wieder zu Chräfte chunsch. Du söllsch vo itz a nie meh alleini underwägs sy. Ig wirde di begleite, so dass d’Muetlosigkeit nie meh a Macht gwinnt.»

D’Truurigkeit het ufghört gränne, het sech ufgrichtet u ihre nöii Gfährtin erstuunt betrachtet: «Aber ... aber, wär bisch du eigentlech?»

«Ig», schmunzlet das Froueli wieder unbekümmeret wie nes Meitschi: «ig bi d’Hoffnig.»


 

I d’Mundart übertrage vom Jwan Reber nachere Gschicht vo dr Inge Wuthe.

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Kommentare: 2
  • #1

    Tanja Stauffer (Samstag, 06 April 2024 16:35)

    Unglaublich toll… sehr schön Jwan.

  • #2

    Jwan Reber (Montag, 08 April 2024 16:58)

    Juhu Tanja! Das freut mich ... daaaankeschön!!!