Abwarte u Tee trinke

 

Üsi Gägewart füehlt sech zurzit a wiene Mischig us unklärter Vergangeheit u dystopischer Zuekunft ... irgendwie düschter u chli ungmüetlech.

 

Mä mues wäder gläubig no mues mä abergläubisch sy, um z’gseh, das sech scho einigi Endzitprophezeiige hei erfüllt. We mä sech dr Medielandschaft stellt – vo Politik bis zur Wirtschaft u all däm chläbrige Gossip u Tratsch wo alles derzwüsche zämehet – bruchts viel Toleranz. Äs brucht ä starche Filter. Scheuklappe. Ougebinde. Uszit. Digital Detox. Whatever. Im schlimmschte Fall isch mä scho so abgstumpft, dases eim tüecht, dass doch alles gar nid so schlimm sig. Generatione wo üs sy voruus gange, hei ähnlechs erläbt. Vieles sogar schlimmer. Anders vilech weniger schlimm. Sicher aber vieles anders. Was sie nid hei gha, isch die Handschälle, wo mir aller freiwillig trage – Smartphones. Dr Blick richtet sech immer wieder druf, mä wott nüd verpasse ... ussert d’Arüef – wär nimmt hüt no z’erscht mal ab ...?

 

Vollgfrässe. Übersättiget. Müed. Apatisch ... d’Chöpf vo dä Lüt sy voll. U d’Härze mehrheitlech läär.

 

Niemer schint ä Plan z’ha, wie mä die Chöpf wieder läärt u d’Härze wieder füllt. Uf Social Media u i dä unzählige TV-Format wird mit Emotione so grosszügig um sech gschmisse, wie we dr Buur dr Acker säit. Nume isch bi vielne Härz dr Acker äbe verdorbe ... da wachst nümme, oder nümme viel. Alles mues schnäll ga hüt. Äs brucht Clicks u Likes. We d’Liebi (nennemers mal so) gad nid funktioniert, de zeigt mä Gwalt. We Gwalt nid funktioniert, bruchts Toti. Äs wird alles imene sone grosse Topf agrüehrt, dases entwäder z’fad oder überwürzt isch ... u zvieli Chöch, wo bekanntlech dr Brei verdärbe, pfuudere sowieso i allne Bereiche ume.

 

Science Fiction-Visione schliiche sech immer meh i üse Alltag. Die künschtlechi Intelligenz breitet sech us wienes Louffüür. Aber äs schint nid äs Strohfüür z’sy, sondern entwicklet sech zunere stattleche Gluet, wo vo üs Awänder schön warm bhalte wird. Uff! I persönlech hätti nid unbedingt erwartet, das ig däre Technologie so kritisch gägenüberstah. Immerhin bini ä sogenannte Nerd, gugge sit ig Bueb bi, Star Wars u die ganzi Science-Fiction-u-Fantasy-Palette. Nid z’letscht schaffeni sit dr Lehr mitem Compi. Somit bini doch eigentlech dr perfekt «Digital-Slave» – ä digitale Sklav. Trotzdem sägeni dr Künschtleche Intelligenz ou glichzitig dr Kampf a. Mini Rebellion findet zurzit aber vor allem im Chopf oder vilech eher im Härz statt – wie gseit, scho nume jobmässig chumeni nämlech gar nid drumum mig i dr digitale Wält z’bewege. U we mä d’KI wet boykottiere, müesstme ds Handy abgäh u vielem anderem usem Wäg ga. Aber äbe, äs isch wie bi allem: ds Mass finde, Abhängigkeit vermiide. D’Mängi machts us.

 

Weni mi uf Social Media bewege, betrachteni vieles mitere Mischig us Gruuse u Faszination. Einersits stuuneni was d’KI für Filmli, Bilder, Stimmene und und und cha erschaffe ... anderersits wideret mi genau das glichzitig a. Vor allem isches fragwürdig, für was das d’KI vom Awänder brucht wird ... oder – wie chönts ou anders sy – missbrucht. U näbscht all däm Missbruch lat mä KI ou Kunscht la übernäh. Ig wo immer gärn zeichnet ha (immer no  gärn tue) ha däre Tatsach gägenüber scho äs Bitzeli kapituliert. Äs komplexes Bild wird vo dr KI i Sekunde erschaffe, wo ig Stunde ha. U im Verglich, chani technisch gar nid mithalte. Aber nid nume die bildendi Kunscht wird vo dr künschtleche Intelligenz übernoh ... Musig, Film ... ou ds gschribene Wort. Chat-gpt schribt Mediebrichte, Zämefassige u vieles meh. Wenn chunt dr erscht KI-Roman? Google het i Sache Wissensquelle dr Rang ou scho lenger abgäh – aller Frage beantwortet Chat-gpt.

 

Dr Hollywood-Regisseur Michael Bay het zum Thema KI äs Statement gä, wo äs Bitzeli zueversichtlech stimmt: «Speaking about A.I. – it doesn’t CREATE it just IMITATES. And will create a whole bunch of lazy people. So to all the Original Creators out there, have No Fear!» – Grob übersetzt: «Apropos KI – äs erschafft nüd sälber sondern imitiert nume. Da drus entsteit ä ganze Huufe fuuli Lüt. A aller richtige Künschtler da usse, häbet ke Angscht!»

 

Hm. Tragischerwiis gits aber ou scho Mensche, wo ä Beziehig mit dr künschtleche Intelligenz füehre. Beduurenswärt, we d’Liebi, die gröschti Chraft uf üsere Wält u drüber us, vo dr KI so simuliert wird, dass sech Mensche lieber amene digitale Kabelsalat statt am Gägenüber us Fleisch u Bluet zuwände. U i dä Schlafzimmer knischterets im Durchschnitt wahrschinlech ou weniger als i dä Pixelwälte vo de Smartphones. «U mir striichle üsi Handy so zärtlech wie nüt süsch ...», singt ou dr Büne Huber im Song «Steffisburg». 

 

U das sy nume äs paar Bispiel vo dr Unterhaltigs-KI ... d’Awändig im Militär u Wüsseschaft isch numal äs ganz anders Thema.

 

Dr persönlech Empfindigsfilter muesme hützutags immer wieder uf ds Nöie ystelle, da mä ja ou nid immer glich tigget. Aber was eim über die chline u grosse Bildschirme um d’Ohre gschletzt wird, isch chum z’ertrage. Das isch scho lenger so, wird aber immer schlimmer. Klar, vorewäg muesme entscheide, wieviel Zit das mä uf all däne Kanäl wott verbringe ... D’Lady Gaga het imene Interview gseit: «Social Media is the toilet of the internet.» Das het öpis – da findsch jede Scheiss. U das i jedere Konsischtenz. Zum brutale Tod vomene Mensch (Charlie Kirk) wo die persönlechi Haltig nid i ds Wältbild vo gwüssne Lüt het passt, sy zum Bispiel Jubel-Videos, unwürdigi Kommentär u vieles meh postet worde. Schlimm. U das isch nume dr Fokus ufenes aktuells Ereignis.

 

I dr Bibel steit: «Wär vo öich ohni Sünd isch, söll dr erscht Stei wärfe ... » (Röm 2,1)

 

Das i dr hütige Zit d’Steine ou ä digitali Form hei agnoh, schint dä meischte Lüt gar nid bewusst z’sy. Jede Hass-Kommentar u jedi gruusegi Üsserig, wo i dä Soziale Netzwärch ytippet wird ... jedes Bild oder Video ... all das het ä Würkig, wie we mä ä Stei zum Wurf ergriift. Da die digitali Wält, Distanz une vermeintlechi Abgrenzig vo dr Realität vermittlet, sy Wort ringer gschribe als ä Stei z’ergriiffe. D’Lüt sötte sech vor jedem nächschte Kommentar, Post oder Video, vor Ouge füehre, öb sie gwillt wäre, stattdesse ä Stei ds wärfe ...  

 

Äs alts Sprichwort seit ja: «D’Fädere isch wahrlech mächtiger als ds Schwärt.» Das Sprichwort seit us, das Kommunikation u ds gschriebene Wort meh Yfluss uf gsellschaftleche u politischi Veränderungen chöne ha, als physischi Gwalt. Hützutags cha mä d’Fädere vilech mitem Fingerstrich ufem Display vergliche ... umso meh sötte mä Wörter u Ussage mit Bedacht wähle u im Bewusstsy ha, wie machtvoll das sie sy ...

 

Item. Äs liegt nid nume am Herbscht wo sech i de vergangene Tage het breit gmacht ... zurzit luegi use i d’Wält u gspüre ä Chelti wo mig, weni mig ä chli ha ufgwärmt, uf ds Nöie dürfahrt. Ä Chelti wo ig so no nie gpürt ha ... ussert mal vor einige Jahr imene Winter-WK im Militär. Aber das isch ä anderi Gschicht u ä anderi Chelti gsi. Die Chelti wo mi tschudderet, isch nid physisch, sondern metaphysisch ... die Chelti dürdringt ds ganze Wäse. Da überchunt sogar d’Seele Hüehnerhuut. Vilech liegts am älter wärde, vilech liegts dran, das ig Papi bi, vilech kündiget sech ou d’Midlife Crisis mit Pouke u Trompete a ... ke Ahnig. Wahrschinlech machemer tatsächlech z’viel Gedanke ... immerhin het scho eine vo dä schlauschte Chöpf vo dr Menschheit gmeint: «Mä mues d’Wält nid verstah, mä mues sech nume i ihre z’rächt finde.», Albert Einstein

 

Mengisch nimmt dr i üs allne innewohnend Pessimischt, am Optimischt no die letschte Farbtöpf wäg, stellt ä Chübel Schwarz häre u macht ä Abgang. U när sött mä mit däm choleschwarze Pinsel inere graue Wält no Akzente setze. Puh. Das tönt nideso berouschend. Aber ou denn, we mä nume ä Chübel Schwarz zum male vor sech het, het mä immer d’Wahl, was mä amalt ... mir Mensche chöne d’Balance sogar i dunkle Zite finde ... äs isch a üs, d’Wyssrüüm z’schaffe. U ou we’s zurzit gad würklech ä chli düschter schint, schlummeret i däre Finschternis Hoffnig: «Churz bevor d’Sunne ufgeit, isch d’Nacht am dunkelschte.», wird d’Selma Lagerlöf zitiert. 

 

U was het dr Titel «Abwarte u Tee trinke» mit däm gedankleche Erguss überhoupt z’tüe ...? Das hani mig ou gfragt.

 

Irgendwie het dä Tegscht, näbschtem Liecht, wo immer stercher isch als d’Dunkelheit, no nach öpisem verlangt wo die Schnällläbigkeit verlangsamt. Ner ischmer äbe dä Spruch düre Chopf. Zersch bini nid sicher gsi öbi «Abwarte u Tee trinke» miteme Punkt oder miteme Fragezeiche söll abschliesse. Miteme Punkt würkt dä Satz beruhigend u mitem Fragezeiche scho fasch närvös u hysterisch. So im Sinne vo: «Sölli öpe abwarte u Tee trinke?» Därum hani ds Satzzeiche la sy ... äs cha jede sälber entscheide, was besser passt. Uf jede Fall isch äs Tee immer ä gueti Idee. «Mä trinkt Tee, das mä dr Lärm vo dr Wält cha vergässe.», het ou scho dr Tien Yi Heng im 16. Jahrhundert gwüsst. Genau.

 

Äs Tee brucht Zit ... das chame nid usedrücke wienes Espresso u hurti acheschlürfe. Äs Tee muess äs Wili zieh u ner ä chli abchüele. Äs Tee git Zit. Üsi Gägewart, wo eim mit Nachrichte, Bilder u Videos mit allergatig Inhalte überschüttet ... zwüschemenschlechi Begägnige wo so unagnähm sy, dases eim vor luter Ouge verdreie fasch gschtuure wird ... das Gfüehl, dass d’Menschheit ihres vo Gott gschenkte Privileg viel zwenig schetzt ... all dä menschegmacht Irrsinn wo üs umgit ... all das verlangt eifach immer meh nacheme Pöiseli ...

 

... äs Tee isch doch ä Afang.

 

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